Studien

Epidemiologische Begleituntersuchungen

Die Aufforderung zu nicht Versicherten-bezogener (Qualitäts-)Kontrolle der Gruppenprophylaxe ist in § 21 Absatz 2 des Fünften Sozialgesetzbuchs festgehalten. Die DAJ gibt zu diesem Zweck in Abständen von einigen Jahren Epidemiologische Begleituntersuchungen in Auftrag, mit denen der Zahnstatus der Kinder und Jugendlichen in Deutschland erhoben wird. Die Untersuchungen finden bundesweit stichprobenartig in bestimmten Jahrgängen nach festgelegten Kriterien statt. Sie ermöglichen es, Veränderungen im Zeitverlauf in den einzelnen Bundesländern und bundesweit darzustellen.

Die DAJ hat in der Vergangenheit die Ergebnisse der Epidemiologischen Begleituntersuchungen der Jahre 1994, 1995, 1997, 2000, 2004 und 2009 veröffentlicht. Die letzten, aktuellen Epidemiologischen Begleituntersuchungen erfolgten im Schuljahr 2015/2016, Jahr der Gutachtenlegung war 2017.

    Epidemiologische Begleituntersuchungen zur Gruppenprophylaxe 2016: Gutachten veröffentlicht

    Bonn, 29.01.2018 - Fast 80 Prozent der 12-jährigen Sechstklässler in Deutschland haben kariesfreie bleibende Gebisse. Hinsichtlich der Zahngesundheit dieser Altersklasse liegt Deutschland damit zusammen mit Dänemark international an der Spitze. Karies an Milchzähnen tritt jedoch früh auf, ist noch zu weit verbreitet und belastet einen Teil der Kinder in ihrer gesunden Entwicklung. Mundgesundheitliche Chancengleichheit bleibt eine Herausforderung für die Prophylaxe. Dies zeigen die im Auftrag der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (DAJ) durchgeführten „Epidemiologischen Begleituntersuchungen zur Gruppenprophylaxe“, für die bundesweit im Schuljahr 2015/16 mehr als 300.000 Kinder zahnärztlich untersucht wurden.
    Die „Epidemiologischen Begleituntersuchungen zur Gruppenprophylaxe“ sind Teil des gesetzlichen Auftrages (§ 21 des fünften Sozialgesetzbuches), in dem die flächendeckende zahnmedizinische Gruppenprophylaxe für alle Kinder in Deutschland geregelt ist.

    Im Rahmen der repräsentativen Studie, die die DAJ seit 1994/95 bereits zum sechsten Mal in Auftrag gegeben hat, ermittelte ein zahnmedizinisches Team um den Greifswalder Kinderzahnheilkundler Prof. Dr. Christian Splieth den Mundgesundheitsstatus von drei Altersgruppen: 12-jähriger Schülerinnen und Schüler in sechsten Klassen, 6- bis 7-Jähriger der ersten Klasse und, zum ersten Mal, auch 3-jähriger Kindergartenkinder aus 10 Bundesländern.
    Als Maßeinheit zur Beurteilung der Mundgesundheit wurde der sogenannte dmft-/DMFT-Index (mit kleinen Buchstaben als Maßzahl für Milchzähne) herangezogen, der die durchschnittliche Anzahl der kariösen, fehlenden und gefüllten Zähne abbildet. Die Studie ergab für die untersuchten 12-Jährigen einen DMFT-Wert von 0,44. 78,8 Prozent der Kinder in dieser Altersgruppe wiesen naturgesunde Gebisse auf. Beide Werte, die besten, die jemals in Deutschland erreicht wurde, verweisen auf hervorragende Präventionserfolge im bleibenden Gebiss der Kinder.
    Die 6- bis 7-jährigen Schulanfänger, in deren Mündern sich noch hauptsächlich Milchzähne befinden, beträgt der dmft-Wert dagegen 1,73. In dieser Altersgruppe wiesen lediglich 53,8 Prozent der Kinder naturgesunde Gebisse auf. Hier zeigt sich nur eine leichte Verbesserung im Bundesdurchschnitt gegenüber den im Jahr 2010 bei der letzten DAJ-Studie erhobenen Werten, für einige Bundesländer auch eine geringfügige Verschlechterung. Somit tragen die 6- bis 7-Jährigen im Vergleich zu den 12-Jährigen nach wie vor eine höhere Karieslast.
    Die erstmalige Erfassung der 3-Jährigen im Rahmen der Epidemiologischen Begleituntersuchungen ergab für diese Altersgruppe einen dmft-Wert von 0,48. Damit sind 13,7 Prozent der 3-Jährigen in Kitas bereits von Karies betroffen, 86,3 Prozent haben naturgesunde Gebisse. Diese für Deutschland repräsentativen Daten untermauern, was sich aufgrund bisheriger regionaler Studien und klinischer Erfahrungen bereits andeutete: Ein Teil der Milchzahnkaries entsteht sehr früh. Eine verhältnismäßig kleine Gruppe von Kindern leidet unter starkem Kariesbefall (3,57 dmft), der nur sehr schwer und nicht selten in Narkose zu sanieren ist, während die meisten Altersgenossen gesunde Milchzähne haben.
    Dies zeigt, dass bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt eine soziale Polarisation der Karies zu verzeichnen ist.
    „Das Ergebnis unserer aktuellen Epidemiologischen Begleituntersuchungen belegt, dass die mundgesundheitliche Chancengleichheit weiterhin im Zentrum unserer Arbeit stehen muss“, so die alternierenden Vorsitzenden der DAJ, Dr. Michael Kleinebrinker vom GKV-Spitzenverband und Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer. „Die aktuellen Daten belegen, dass in den vergangenen zwei Jahrzehnten alle Kinder in Deutschland vom Kariesrückgang massiv profitiert haben. Auch in dem Drittel der Kinder mit den schlechtesten Karieswerten ist prozentual und auf den langen Zeitraum gesehen ein ähnlich hoher Rückgang der Karieslast zu verzeichnen wie für die Gesamtgruppe. Unsere Studie zeigt aber auch, dass es eine Polarisation der Karieslast bei den 3- und 12-Jährigen gibt und die DAJ hier besonders gefordert ist.“ Man werde die neu gewonnenen Erkenntnisse in den kommenden Monaten für weitere Möglichkeiten der Prävention auswerten. Eines jedoch habe sich bereits jetzt gezeigt, so die Vorsitzenden: „Die Umsetzung der 2016 veröffentlichten „Erweiterten DAJ-Empfehlungen zur Prävention frühkindlicher Karies“, die Handlungsempfehlungen für Kindertagesstätten und das Elternhaus enthalten, ist ein Schritt in die richtige Richtung und muss weiter forciert werden. Dazu gehört an erster Stelle das tägliche Zähneputzen im Kita-Alltag!“

    Informationen zum Download:


    Das Gutachten zu den „Epidemiologischen Begleituntersuchungen zur Gruppenprophylaxe 2016“ finden Sie hier: Gutachten 

     
    Die Grafik zur Pressemitteilung „Entwicklung der Karies in Deutschland“ als png-Datei mit 300 dpi können Sie hier herunterladen. Veröffentlichung bitte mit Quellenangabe: Epidemiologische Begleituntersuchungen zur Gruppenprophylaxe 2016, DAJ 2017: Grafik


    Informationen zu den „Erweiterten DAJ-Empfehlungen zur Prävention frühkindlicher Karies“ finden Sie hier.
    Informationen zu allen früheren DAJ-Studien finden Sie hier.



    Ausschreibungsunterlagen für die Epidemiologischen Begleituntersuchungen 2016

    Der Auftrag zur Durchführung der Epidemiologischen Begleituntersuchungen zur Gruppenprophylaxe war im Jahre 2014 öffentlich ausgeschrieben worden und auf der Basis dieses Verfahrens an ein Team um den Greifswalder Kinderzahnheilkundlicher Prof. Dr. Christian Splieth vergeben worden.

    Das Ausschreibungsunterlagen sind hier dokumentiert:

    Ausschreibungsunterlagen

    Bekanntmachung

    Gesamte Ausschreibungsunterlagen (83 Seiten)

     



    Epidemiologische Begleituntersuchungen 2009: Die wichtigsten Ergebnisse

    Mehr als die Hälfte der deutschen Schulanfänger haben kariesfreie Milchzähne, rund zwei Drittel der 12-jährigen Kinder in Deutschland weisen ein naturgesundes bleibendes Gebiss auf. Die Mundgesundheit der Schülerinnen und Schüler hat sich zwischen 2004 und 2009 deutlich verbessert. Dies zeigen die epidemiologischen Begleituntersuchungen zur Gruppenprophylaxe, die im Jahr 2009 an rund 87.000 Schülerinnen und Schülern aller Bundesländer durchgeführt wurden.

    Im Rahmen der repräsentativen Studie, die der Leiter der Abteilung Kinderzahnheilkunde der Universität Marburg, Prof. Dr. Klaus Pieper, im Auftrag der DAJ bereits zum fünften Mal seit 1994/1995 durchgeführt hat, wurde der Zahnstatus der 6-/7-Jährigen, der 12-Jährigen und der 15-Jährigen in allen Bundesländern erhoben. Als Maßeinheit zur Beurteilung der Zahngesundheit wurde der DMF-T-Index  herangezogen, der die Anzahl der kariösen, fehlenden oder gefüllten Zähne abbildet. In allen drei Altersklassen ist dieser Index gegenüber der letztmals im Jahr 2004 durchgeführten Studie deutlich gesunken. Am erfreulichsten ist dabei die Entwicklung bei den 12-Jährigen zu beurteilen. In dieser Alterklasse sank der DMF-T Index noch einmal um 0,26 Einheiten auf einen Wert von 0,72. Damit nimmt Deutschland, was die Zahngesundheit der 12-Jährigen betrifft, international einen der Spitzenplätze ein.

    Doch auch in den anderen Altersklassen ist der Index gegenüber 2004 gesunken. Bei den 6-7-Jährigen liegt er jetzt bei 1,87 gegenüber 2,16 in 2004, bei den 15-Jährigen  beträgt er 1,41 gegenüber 2,05 im Jahr 2004.

    Dieser positive Trend ist über alle Bundesländer hinweg zu beobachten, auch wenn die Entwicklung von Bundesland zuBundesland in geringem Maße unterschiedlich verläuft, was insbesondere auf die unterschiedlichen sozio-demographischen Voraussetzungen in den einzelnen Bundesländern zurückzuführen ist.

    Allerdings ist der Anteil der Milchzahnkaries immer noch zu hoch: 46,1 Prozent der deutschen Schulanfänger haben Karieserfahrung. Dabei ist zu beobachten, dass  3-Jährige Kinder häufig bereits mit Karies in die Kita eintreten.

    Außerdem ist zu konstatieren, dass fast die Hälfte der kariösen Milchzähne nach wie vor unbehandelt bleibt.

    Insgesamt zeigt die aktuelle Studie, dass die zahnmedizinische Prophylaxe mit allen Facetten in Deutschland nachhaltig wirkt. Als Ursachen des weiteren deutlichen Kariesrückgangs werden die weite Verbreitung von Fluoriden insbesondere in Zahnpasten und Speisesalz, die Wirksamkeit der Gruppenprophylaxe in den Schulen und Kindereinrichtungen und die Effektivität der Individualprophylaxe, insbesondere der Fissurenversiegelung, in den zahnärztlichen Praxen benannt.



    Addendum zur Printversion des Gutachtens 2009

    Das Gutachten "Epidemiologische Begleituntersuchungen zur Gruppenprophylaxe 2009" enthält in der Printversion auf Seite 51 eine fehlerhafte Tabelle: In der Tabelle 6.2 sind der D-T-, F-T- und M-T- Wert für die bleibenden Zähne nicht korrekt. Zur Aktualisierung Ihres Print-Gutachtens bieten wir daher hier eine korrigierte Seite 51 zum Download an: 

    Seite 51

    (Die pdf- Version des Gutachtens, die auf dieser Webseite weiter oben zum Herunterladen angeboten wird, ist bereits korrigiert.)