Wissenschaft und Forschung

Die besten Ideen entstehen, wenn Wissenschaft und Alltag aufeinandertreffen: Das zeigen auch die vier Projekte, die mit dem Wrigley Prophylaxe Preis 2025 ausgezeichnet wurden.

Der Preis, gestiftet vom Wrigley Oral Health Program (WOHP) und unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ), gehört zu den renommiertesten Auszeichnungen der Zahnmedizin im deutschsprachigen Raum. Das Preisgeld von insgesamt 12.000 Euro ging in diesem Jahr gleichrangig mit je 3.000 Euro an Teams aus Heidelberg, Göttingen, Greifswald und Witten/Herdecke.

Innovative Putztechnik – 3D-Zahnschienen aus Heidelberg
Klein, aber entscheidend: In Zahnzwischenräumen hat Karies oft leichtes Spiel. Ein Forschungsteam um Dr. Marcia Spindler von der Universität Heidelberg hat getestet, ob maßgefertigte Putzschienen aus dem 3D-Drucker insbesondere Patient*innen mit Parodontitis (Zahnfleischentzündung) helfen können, Interdentalbürsten präziser zu führen. Und tatsächlich: Die Schienen führten zu deutlich saubereren Zahnzwischenräumen und reduzierten Entzündungsanzeichen – unabhängig davon, wie geschickt die Anwender*innen die Bürsten benutzten. Da immer mehr Praxen mit 3D-Scannern arbeiten, könnte diese Innovation bald vielen Menschen helfen – auch älteren und pflegebedürftigen Personen.

Gute Nachricht – Göttinger Studie zu Säureschäden an Kinderzähnen
Wie häufig führen Säuren aus Getränken und Nahrungsmitteln heute zu Erosionsschäden an Kinderzähnen? Dieser Frage gingen Dr. Jana Biermann und ihr Team von der Universität Göttingen nach. Sie untersuchten den Zahnschmelz von 3- bis 6-Jährigen und verglichen die Ergebnisse mit Daten aus den letzten 20 Jahren. Die gute Nachricht: Zwar treten leichte Erosionsspuren heute häufiger auf, doch sind sie meist harmlos und nicht behandlungsbedürftig. Damit liefert die Studie einen wichtigen Input für die Aufklärung in Kindergärten und Familien – und nimmt Eltern unnötige Sorgen.

Erfolg mit System: Mecklenburg-Vorpommern als Prophylaxe-Vorbild 
Seit über 20 Jahren läuft in Mecklenburg-Vorpommern das Programm „Gesunde Zähne von Anfang an“, getragen von der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege Mecklenburg-Vorpommern (LAJ M-V) und begleitet durch die Universitätsmedizin Greifswald mit ihrem Projektleiter Prof. Dr. Christian Splieth. Der Einsatz zusätzlicher Prophylaxe-Fachkräfte, regelmäßige Besuche in Kitas und die gezielte Betreuung von Risikogruppen brachten beeindruckende Ergebnisse: „Die epidemiologischen Begleituntersuchungen belegen bei den Drei-, Sechs-, Neun- und 12-Jährigen einen kontinuierlichen Kariesrückgang, der im bleibenden Gebiss eine internationale Spitzenposition mit nur 0,43 DMFT bei 12-Jährigen erzielt“, teilte das Wrigley Oral Health Program mit. Die lange bestehende Lücke zwischen den höheren Karieswerten in Mecklenburg-Vorpommern und dem deutschen Mittel sei im Verlauf des Intensivprophylaxeprogramms der LAJ M-V geschlossen worden.

Gesunde Kooperation: Witten/Herdecke setzt auf Teamarbeit 
Menschen mit Behinderungen stoßen oft auf besondere Herausforderungen bei der Mundpflege. Anatomische oder motorische Einschränkungen können das Kauen, Schlucken oder Schließen des Mundes erschweren – mit Folgen für Zähne, Zahnfleisch und Wohlbefinden. An der Universität Witten/Herdecke hat sich daraus ein bundesweit einmaliges Konzept entwickelt: die interprofessionelle Mundsprechstunde. Seit 2019 arbeiten dort Dr. Gisela Goedicke-Padligur (Zahnmedizin) und Ute Lehnert (Logopädie) Hand in Hand. Gemeinsam analysieren sie individuelle Probleme, entwickeln Behandlungsstrategien und schulen Angehörige oder Pflegekräfte. Über 60 Patient*innen mit teils komplexen Behinderungen haben bereits von der Kooperation profitiert. Zugleich lernen Studierende hier praxisnah, was inklusive Versorgung bedeutet – ein echtes Vorzeigeprojekt der Gesundheitsförderung.

Abgerundet wurde die Preisverleihung mit einer Ehrung für Prof. Dr. A. Rainer Jordan, Leiter des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) in Köln. Er koordinierte die Sechste Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS 6) – die bislang umfassendste Untersuchung zur Zahn- und Mundgesundheit in Deutschland.

Weitere Informationen zum Wrigley Prophylaxe Preis 2025 erhalten Sie hier.

 

Preisträger 2025
Die Jury mit den fünf ausgezeichneten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern (v.l.): Dr. Marcia Spindler, Dr. Gisela Goedicke-Padligur, Dr. Jana Biermann, Prof. Dr. Christian Splieth und Prof. Dr. A. Rainer Jordan. © Wrigley Oral Health Program (WOHP) / DGZ